Nach 25 Jahren Ehe gesteht er seiner Frau, dass er schwul ist, und sie akzeptiert es: „Ich freue mich für dich“
Manchmal kann man sich sein ganzes Leben lang belügen und dabei dieses Schuldgefühl schüren, das einen früher oder später daran hindert, auch nur einen Moment des Alltags heiter zu verleben. Shaun Williams muss sich wahrscheinlich so gefühlt haben, ein Mann, der nach 25 Jahren Ehe und vier Töchtern beschloss, sich endlich von einer großen Last zu befreien. Dem 52-Jährigen gelang es, mit sich selbst und seiner Familie ehrlich zu sein, sich als schwul outen und ein neues Kapitel seines Lebens beginnen. Die Gründe, die ihn dazu bewegt hatten, so lange eine Lüge zu leben, waren zahlreich, aber das, was zählt, ist, dass er es geschafft hat, sich ihnen zu stellen, und dass seine Familie ihn als den fantastischen Mann akzeptiert hat, der er immer war.
via Dailymail
Shaun Williams, ein Australier, heiratete Ende der 90er Jahre im Alter von 27 Jahren. Damals hätte er sich der „Scham“ und der „Angst“ nicht stellen können, seine wahre Identität in die ganze Welt hinauszuschreien, und daher versteckte er sich stets hinter der Maske eines Ehemanns und Familienvaters.
„Ich unterdrückte diese Gedanken, ich hatte beschlossen, dass sie etwas sein würden, das ich ins Grab mitnehmen würde. Ich bin in den 80er Jahren aufgewachsen, als es viele Angriffe auf Schwule gab und all diese Werbungen über AIDS, also hatte ich zu große Angst, es zu sagen. Es war wirklich anstrengend. Ich habe mich und viele Menschen entlang des Weges verletzt“, kommentierte der 52-Jährige.
Natürlich war Shaun am Ende sehr unschlüssig, weil er wusste, dass er seine Familie verlieren würde und die Dinge sich ohnehin ändern würden, aber nachdem er mit seinem Psychotherapeuten gesprochen hatte, beschloss er, den großen Schritt zu wagen. Um ehrlich zu sein, brauchte er länger als ein Jahr, um es seinem Therapeuten zu gestehen, doch dann fand er die Kraft, es auch seiner Tochter und schließlich seinen Töchtern zu sagen.
„Ich wusste nicht, wie meine Familie reagieren würde. Ich habe es am nächsten Tag meiner Frau und meinen Töchtern gesagt. Ich habe unser Haus aus Respekt ihnen gegenüber verlassen, aber es war schwer, weil ich nicht wusste, wohin ich mich wenden sollte, ich fühlte mich sehr allein“, erklärte Shaun.
Gerade um mit seiner Einsamkeit fertigzuwerden, erstellte Shaun eine Facebook-Gruppe, welche all jenen Vätern gewidmet ist, die eines Tages begriffen haben, dass sie nicht mehr damit leben können, sich und ihre Lieben zu belügen. Er war sehr überrascht von der Tatsache, dass es viele andere Männer gab, die die gleiche Geschichte durchlebt hatten wie er. „Ich fühlte mich sehr einsam, und ich brauchte etwa sechs Monate, um wirklich meinen Weg zu finden“, fuhr er fort. „Ich fühlte mich isoliert. Also sagte ich mir: ‚Es muss andere Männer geben, die das Gleiche durchmachen.‘“ Natürlich irrte er sich damit nicht.
„Ich war wirklich überrascht von der Tatsache, dass wir so viele waren. Es gibt eine ganze Welt voller Männer, die wie ich gelebt haben, mit der Scham und den Schuldgefühlen, die wir durchgemacht haben.“ Heute endlich frei von den Lügen, lebt er mit seinem Freund zusammen und ist weiterhin ein außerordentlicher Vater: „Es geht mir fantastisch, und ich bin jetzt ein besserer Vater. Ich fühle noch hin und wieder diese Schuldgefühle und die Scham, aber ich weiß, dass ich sie überwinden kann.”