Ein sechsjähriger Junge wird für ein „schreckliches“ Vergehen vor Gericht gestellt: Er hat eine Blume von einer Wiese gepflückt

von Aya

09 Mai 2021

Ein sechsjähriger Junge wird für ein „schreckliches“ Vergehen vor Gericht gestellt: Er hat eine Blume von einer Wiese gepflückt
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Es gibt Geschichten aus der ganzen Welt, denen es wegen ihrer Absurdität und Unwahrscheinlichkeit gelingt, Schlagzeilen zu machen. Das ist wahrscheinlich eine dieser Schlagzeilen: Ein sechsjähriger Junge wurde angeklagt und vor Gericht geschickt, weil er ein „schreckliches“ Verbrechen begangen hat … er hat eine Blume gepflückt! Ihr habt richtig gelesen, der angeklagte Junge hatte einfach nur eine Tulpe von der Wiese neben seiner Bushaltestelle gepflückt, während er geduldig auf die Ankunft des Busses wartete. Der merkwürdige Vorfall ereignete sich in North Carolina, USA, und hebt ein Problem hervor, das seit langer Zeit auf diesem Bundesstaat lastet, bzw. die Tatsache, dass auch Minderjährige vor Gericht gestellt werden können. Eine Geschichte, die mit ihrem Nachhall versucht, zu Reflexionen über das Problem des Landes und seines Rechtssystems anzuregen.

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Wie ist es möglich, dass ein sechsjähriges Kind wegen eines mutmaßlichen Vergehens strafrechtlich verfolgt wird? North Carolina hält leider den (negativen) Rekord für das weltweit niedrigste Alter für den Eintritt in das Jugendstrafsystem, und diese Geschichte zeigt den unglaublichen Irrsinn des Systems auf. Ein Kind, das noch an den Weihnachtsmann glaubt, kann vor einem Richter erscheinen? Die Antwort scheint eindeutig zu sein. Die Anwältin des Kleinen, Julie Boyer, hat bestätigt, dass der Junge keine Ahnung davon hatte, was da gerade geschah, und dass das Einzige, was sie tun konnte, um ihn abzulenken, darin bestanden hatte, ihm ein Ausmalbuch zu geben. Natürlich hat der Richter das Verfahren sofort eingestellt, sobald ihm klar wurde, was es mit dem schrecklichen Vergehen und dem Alter des Angeklagten auf sich hatte.

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Flickr / Erin Riggs

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Jay Corpening, der oberste Richter des Bezirksgerichts von New Hanover County, unterstrich, wie notwendig es sei, die Altersgrenze auf mindestens 14 Jahre zu heben: „Können wir es Kindern, die an den Weihnachtsmann, den Osterhasen und die Zahnfee glauben, erlauben, gewisse wichtige Lebensentscheidungen treffen? Ich denke, die Antwort ist offensichtlich Nein. Eine Gesetzgebung wie diese zu billigen kann eine große Auswirkung auf unsere Kinder haben.“

Eine Geschichte, die zum Lächeln bringt – einem bitteren Lächeln –, egal, wie man sie erzählt: Ein sechsjähriger Junge musste vor einem Richter erscheinen, um sich für seine schreckliche Tat zu verantworten, und zwar, eine Tulpe gepflückt zu haben.

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