Wenn Eltern beschließen, weitere Kinder zu bekommen, sollten sie die Kinder fragen, die sie schon haben: Die Diskussion spaltet die Gemüter
Immer mehr Eltern entdecken eine erzieherische Dimension, die das Kind trotz seines zarten Alters als denkendes Wesen in den Mittelpunkt setzt: Das soll nicht heißen, dass man sich ihm vor die Füße werfen und jeden seiner Befehle befolgen soll, als wäre es ein kleiner Kaiser, sondern dass man seine Gefühle respektieren, seine mit der zerebralen Entwicklung zusammenhängenden Grenzen fassen und ihm in einen sehr einfühlsamen Erziehungskurs folgen soll.
Und indem sie so das Prinzip respektieren, nach dem auch kleine Kinder ein Gehirn haben, mit dem sie denken und eigene Gründe ausdrücken können, sollten Eltern nach der Meinung ihrer Kinder fragen, bevor sie weitere Kinder in die Welt setzen.
Die Provokation stieß ein Sohn an, der im Erwachsenenalter zu diesem Schluss kam, als er von seiner Familienerfahrung in Bezug auf die Ankunft weiterer Geschwister im Haus erzählte.
via Reddit
Bevor Eltern beschließen, weitere Kinder zu bekommen, sollten sie die Kinder, die sie bereits haben, fragen, ob es für sie in Ordnung ist.
Die Diskussion fand auf Reddit statt, wo ein Nutzer schrieb: „Bevor Eltern beschließen, weitere Kinder zu bekommen, sollten sie die Kinder, die sie schon haben, fragen, ob es für sie in Ordnung ist.“
Bei der Aussage handelt es sich selbstverständlich um eine unbeliebte Meinung, die im Widerspruch mit dem Ideal einer lächelnden Familie steht, in der alle Mitglieder miteinander in Einklang stehen. Wer in einer Familie mit mehreren Kindern lebt, weiß, dass es oft und gerne nicht so ist und dass Episoden der Eifersucht oder Aggressivität unter Geschwistern tatsächlich nicht selten sind.
Der Nutzer erzählt seine Familiengeschichte, die ihn im Erwachsenenalter dazu gebracht hat, zu diesem Schluss zu kommen. Er legt Wert darauf, sofort klarzustellen, dass sein Diskurs nur gültig ist, wenn die Kinder, die man bereits hat, ein angemessenes Alter haben und nicht wenn sie so klein sind, dass sie einfach Ja sagen könnten, ohne zu wissen, was es bedeutet, oder um ihre Eltern glücklich zu machen.
„Bevor die Zwillinge geboren wurden, waren es nur mein Bruder und ich, und, um ehrlich zu sein, hat es mir so sehr gut gefallen. Wenn ich zurückblicke, wünschte ich, es wäre so geblieben. Wir haben uns gut verstanden, und zwischen uns lag kein großer Altersunterschied. Bis meine Eltern beschlossen, weitere Kinder zu bekommen, als ich fünf und mein Bruder zehn war. Das Schlimmste ist, dass sie Zwillinge bekamen.“
Bis hierhin scheint es sich nur um Überlegungen eines älteren Bruders zu handeln, der – von einer gesunden Eifersucht seinen Eltern gegenüber bewegt – der Zeit nachtrauert, in der seine jüngeren Geschwister noch nicht da waren. Aber im Post, den er verfasste, fährt er so fort:
„Jetzt sind die Zwillinge hier, und in ein paar Monaten werden sie 13, und, ganz ehrlich – keiner außer meinem älteren Bruder und ich würde es zugeben –, die beiden haben mehr Ärger verursacht, als wir ertragen können, vor allem meine Schwester.
Das Leben war einfach, bevor sie dazukamen. Ich denke an all die Dinge, die wir hätten tun können. Jetzt können wir kaum in die Öffentlichkeit gehen, weil sie so einen Radau machen und keinerlei Verantwortung dafür übernehmen.“
Und so kommt er zu seinem abschließendem Fazit: „Jedes Mitglied einer Familie sollte seine Meinung ausdrücken können, wenn es um Neuergänzungen geht, nicht nur die Eltern.“ Dem Nutzer zufolge sei es vollkommen ungerecht, die Kinder, die man schon hat, mit der Ankunft neuer Geschwister zu überraschen.
Die Geschichte des Nutzers hat die Kommentatoren grundsätzlich in zwei Fraktionen geteilt. Ein Nutzer schreibt die Geschichte purer Eifersucht unter Geschwistern zu und antwortet diesbezüglich: „Es geht nicht darum, jemandes Meinung nicht in Betracht zu ziehen, es ist einfach so, dass Geschwister oft auf ein Neugeborenes eifersüchtig sind, und es ist sehr geläufig, dass man der Zeit beginnt, ihm gegenüber einen Groll zu hegen.“
Ein anderer Nutzer schreibt: „Solange das ältere Kind nicht als sekundäre Elternteil benutzt wird und ihm keine ordentliche Kindheit verwehrt wird, müssen Eltern nicht fragen.“
Aber es gibt auch viele Menschen, die die geschilderte Erfahrung teilen: „Meine Kindheit war genau so. Ich war am Ende das Elternteil für meine Geschwister und es hat ihnen sicherlich geholfen. Aber was ist mit mir? Ich konnte mich nicht weiterentwickeln, seit ich 13 war.“
Wie war deine Erfahrung mit deiner Familie? Hast du nach dem Einverständnis deiner Kinder gefragt, bevor du weitere bekommen hast?